Montag, 31. Dezember 2012

Shake It Out



Überall schmeißen sie alle jetzt schon mit Neujahresgrüßen um sich. Mir ist das ziemlich egal. Das Jahr war für imch schon am 31. Oktober vorbei - so wie jedes Jahr. Aber ich drücke mich vorm Aufräumen. In meiner Bude sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen und ich versuche meinen Schweinehund schon seit Tagen zum sauber machen zu überreden. Bisher ohne Erfolg. Und anstatt jetzt wie eine Wilde loszulegen, erschaffe ich meinen ganz persönlichen Jahresrückblick.



Noch nie habe ich so zwiegespalten auf zwölf Monate zurückgeblickt.

Ich bin mit meinem Freund in eine neue Wohnung gezogen (schon wieder) und habe meine Ausbildung abgeschlossen. Ich habe noch nie in meinem Leben gleichzeitig so viel Geld verdient und dennoch so viele Schulden gemacht. Die heftigsten Tiefschläge meines Lebens sind mir in 2012 passiert und wäre die Welt untergegangen... so schlimm hätte ich persönlich das nicht gefunden.

by Jason J Finnane


Ich bin mit dem Bloggen angefangen - definitiv eine der besten Entscheidungen in diesem Jahr, was aber schon zeigt, dass mein Zenit nicht besonders hoch stand in 2012. Dafür ging es ganz tief in ziemlich dunkle Täler, sowohl körperlich als auch mental.

Ich habe die wichtigsten Menschen in meine Leben verloren und wiedergefunden, habe meinen Körper und Geist an seine absoluten Schmerzgrenzen getrieben und hatte den unglaublich besten Sex, den man sich vorstellen kann.

Ich habe neue Vorbilder für mich entdeckt, nur um zu erkennen, dass wir alle nur Menschen und Idole Trugbilder sein können. Ich habe mich daran erinnert, dass wir uns letztendlich nur auf uns selbst verlassen können und gleichzeitig wurde mir bewusst, wie sehr wir einander brauchen. Alle.

Das Jahr hatte tatsächlich viel mehr dunkle und aussichtslose Momente, als glückliche und zufriedene. Dennoch will ich es wie jedes andere nicht missen müssen. Denn glaubt mir, es ist immer so, wie Mama Sue es sagt...

Alles wird gut


In diesem Sinne: Rutscht gut rein!

Freitag, 14. Dezember 2012

Short Stories & Anthologies - Part II

Memories Of Mina

"Die Haustür fiel nur ganz leise ins Schloss", erinnerte sich Sophie, eine Mittdreißgerin mit tiefen Ringen unter den grünen Augen. "Aber ich habe es gehört. Ich habe es immer gehört, wenn er nach Hause kam, weil ich wusste, dass schon der Haustürschlüssel Mina* einen Schauer verpasste, wenn er ihn im Türschloss drehte. Dafür brauchte ich mich nicht im Bett umdrehen und zu ihr herüber sehen."

Sophie atmet hörbar ein und sinkt tiefer in den Ledersessel. Einen Augenblick gleitet ihr leerer Blick durch den Raum. Dann blinzelt siedrei Mal schnell hintereinander und macht kreisende Bewegungen mit ihren Schulter, als würde sie damit eine unangenehme Verspannung vertreiben.
"Mommy hatte ihn kennen gelernt, als die noch in Trauer um Dad war. Es ist so ihre Art. Passiert etwas, das sie eigentlich nicht verkraftet, flüchtet sie. Genauso wie sie aus Estland geflohen ist, als Oma von Rowdys überfallen und zusammengeschlagen wurde und dann später im Krankenhaus gestorben ist."
Bei der Erinnerung an ihre Großmutter verzieht sich Sophies Gesicht zu einer Grimasse aus Trauer und Liebe. "Ich glaube nicht, dass sie ihn wirklich geliebt hat. Aber als er erst einmal eingezogen war, übernahm er die Herrschaft über alles. Über Mommy, über mich und vor allem über Mina." Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und starrt wie hypnotisiert auf das metallene Pendel auf dem Schreibtisch, das gleichmäßige Kreise in den feinen Sand darunter zeichnet.

"Wenn er von seiner Kneipentour kam, meistens spät in der Nacht, spielte es keine Rolle, ob wir schon schliefen oder nicht. Wir bekamen es immer mit, wenn er nach Hause kam. Mina verkrampfte dann immer innerlich. Ich konnte das spüren. Auch wenn sie nie ein Wort darüber verlor. Und wenn er dann leise unsere Zimmertür öffnete und sich an ihre Bettkante setzte um sie zu streicheln, sie fast liebevoll zu fragen, wie ihr Tag war, antwortete sie nicht." Sophie runzelt die Stirn.
"Es war kein Geheimnis. Er gab sich nicht einmal Mühe es zu vertuschen. Und er drohte auch nie. Wir wussten, dass er uns totgeprügelt hätte, hätten wir es gewagt etwas zu sagen. Das kannten wir schon von Mommy. Wagte sie es sich gegen ihn aufzulehnen, schlug er sie, bis sie um Verzeihung bettelte." Ein eiskalter Shauer läuft ihr über den Rücken.
"Er knipste das Licht an, wenn er so da saß; auf ihrer Bettkante. Und während er ihr über das Haar strich, ihre Wange streichelte und seine Hände schließlich fordernd nach ihren Brüsten grapschten, die erst im vergangenen Sommer angefangen hatten zu wachsen, verströhmte er seinen Alkoholdunst im gesamten Zimmer. Ich rieche seinen Gestank noch heute." Sophie schüttelt sich heftig, als müsse sie Tausende kleine Insekten los werden.
"Sie hat sich nie gewehrt. Obwohl sie am liebsten geschrien und um sich geschlagen hätte, gab sie nie einen Laut von sich... Und mit jedem Mal, das er zu uns ins Zimmer kam, fühlte ich mich schlechter, weil ich nichts tat um sie zu beschützen."

Eine einzelne Träne läuft ihr über die Wange. "Ich hätte es ihr abgenommen. Und ich verstehe bis heute nicht, warum er mich nie anrührte, sondern immer nur sie. Ich meine, schließlich sind wir Zwillinge. Er hätte den Unterschied wahrscheinlich gar nicht gemerkt. Aber davon wollte sie nie etwas wissen. Sie sagte immer, sie müsse das tun, damit ich weiter machen konnte. Welche 13-Jährige tut so etwas?" Nun beginnt sie zu schluchzen und die Tränen laufen ihr in Strömen über das Gesicht.

"Ich weiß nicht, wie sie das ertragen hat. Ich sah ein, vielleicht zwei Mal, wie er seinen schlaffen Schwanz an ihrem Gesicht gerieben hat, bis er hart wurde, und mir wurde so schlecht von dem Anblick, dass ich mich abwandte. Und dann habe ich aufgehört hinzusehen.
Ich versuchte sein Röcheln zu ignorieren, wenn er sich auf sie legte und ihre arme, kleine Kindermuschi fickte." Sie kneiftdie Augen zusammen, so dass ihre billige Mascara sich auf ihren Lidern verteilt und dreht den Kopf zur Seite, als wolle sie dem Bild vor ihrem Inneren Auge entfliehen.
"Selbst wenn ich das geschafft hätte, hätte ich niemals Minas unterdrücktes Schluchzen ignorieren können. Ich höre es heute noch. Und es tut mir weh, als wäre ich es selbst gewesen, die das alles ertragen musste."

Ihre Tränen versiegen. Sophie hat nichts mehr dazu zu sagen. Sein Tod war notwendig gewesen und sie hätte es immer wieder so gemacht, wie sie es damals getan hatte. Minas Märtyrium war nun 16 Jahre her. Sie war 18 gewesen, als er eines Nachts nah Hause kam und so betrunken war, dass ihm sein Standartfick im Mädchenzimmer nicht gereicht hatte. Er hatte Mina nicht nur vergewaltigt, sondern auch windelweich geschlagen. Dabei verletzte er sie so heftig, dass sie bereits tot war, während er seinen Schwanz noch in sie hineinstieß. Da hatte es ihr gereicht und Sophie hatte den versilberten Brieföffner vom Schreibtisch neben Minas Bett genommen und auf ihn eingestochen, bis er reglos blutend auf ihr lag. 36 Stiche waren es gewesen. Tot war er schon nach dem zwölften oder vierzehnten Stoß mit dem Brieföffner. Sophie hätte noch hundert Mal zu stechen können, wäre es nach ihr gegangen, doch ihre Mutter war endlich in das Zimmer geschlichen und hatte sie gehalten, bis Sophie sich beruhigt hatte und die Mordwaffe aus ihrer schlaffen Hand rutschte.
16 Jahre war das her. Und doch ist es, als wäre all das erst gestern passiert.


Dr. Norman Joel Attkinson setzt beide Füße auf dem Teppichboden vor sich ab und lehnt sich tief in seinen Sessel, legt sein Klemmbrett mit den Notizen neben sich auf den kleinen Tisch und betrachtet die Frau vor sich, die nun leer ins Nichts starrt.
"Sophie?"
Er spricht sie noch einmal an und sie schreckt leicht hoch, als sie ihn endlich wieder wahrnimmt und fragend aus müden Augen ansieht.
"Wer sind Sie?" fragt er ruhig und streicht sich dabei mit der Rechten über das leicht stoppelige Kinn.
Sophie hebt fragend die Augenbrauen.
"Ich bin Sophie Elaina Kisipuu."
"Und wer ist Mina?"
"Meine Schwester. Meine Zwillingsschwester."
 Attkinson atmet drei Mal durch und reibt sich die gerunzelte Stirn.
"Sie müssen damit aufhören, Miss Kirsipuu."
"Womit?"
Ein seltsames Dejavu-Gefühl stellt sich ein.
"Sie müssen damit aufhören, ihr Alterego zu personifizieren, Miss Kirsipuu. Sie haben keine Schwester. Ihr Unterbewusstsein hat sie erschaffen, um ertragen zu können, was Ihr Stiefvater Ihnen angetan hat. Sie müssen begreifen, dass Sie eine dissoziative Störung haben, damit sie genesen können."
Sophie beobachtet ihren Therapeuten, während er die Worte langsam und ruhig spricht, sagt jedoch nichts.
"Das alles waren sie selbst. Stellen Sie sich der Wahrheit, Miss Kirsipuu. Sonst können wir sie niemals entlassen. Und das möchten Sie doch? Entlassen werden?"

Sophie sieht verträumt aus dem Fenster. Nein, denkt sie, das will ich nicht.



*Mina: estnisch "Ich"

Dienstag, 11. Dezember 2012

Das Feindbild Vom Ex

Es ist schon witzig, wie schwer es manchen Menschen fällt, mit Harmonie umzugehen...
Wie schon erwähnt und die meisten ja sowieso irgendwie mitbekommen, bin ich wieder Single. Und es geht mir außergewöhnlich gut damit.

Ein Doppelbett ist verdammt groß, wenn man allein drin schläft.
Klar, die ersten Nächte waren grauenhaft. Alleine schlafen, alleine aufwachen, nach Hause kommen und keiner ist da... aber das hat sich ziemlich schnell gelegt. Unter anderem deshalb, weil mein Ex, der nach wie vor mein Mushu ist und bleiben wird, so über alle Maße für mich da war und ist.

Tatsächlich verstehen wir uns gut wie lange nicht! Und das ist nicht einmal ein Wunder, sind wir uns doch absolut einig darüber, dass das was wir tun, das Richtige ist.
Und so sieht auch unser Alltag aus. Wir fahren noch immer zusammen zur Arbeit. Wir verbringen nach Feierabend Zeit miteinander. Wir gehen zusammen ins Kino oder in den Zoo. Wir feiern zusammen Partys. Und wir lachen miteinander, sind füreinander da, schmieden gemeinsam Pläne für jeden einzelnen von uns. Wir suchen sogar zusammen nach Wohnungen, weil er ausgezogen ist und die Bude für mich allein zu groß und zu teuer ist. Wir planen unsere Single-Zukunft und wir freuen uns beide darauf.

Und unsere Freunde und Bekannte kommen überhaupt nicht damit klar.

Wir wären krank, heißt es. Oder dass wir ja doch noch irgendwie zusammen seien oder es bald wieder wären.

Fighting couples...
Da sieht man mal, wie verkorkst doch die Menschen sind, nicht wahr? Für die meistens ist es schier unbegreiflich, dass wir uns einigen konnten, dass wir uns weder hassen, noch andere in die wirklich unangenehme Situation bringen, Streiterein mit zu bekommen. Und ich denke, dass liegt an diesem festgefahrenen Feindbild vom Ex. Ein Ende muss doch nicht immer ein großer Knall sein. Ein Ende muss auch nicht immer dein Herz in tausend Teile zerreißen. Nein, ein Ende ist letztendlich doch auch nur ein Neuanfang.

Gut, ich muss gestehen, dass diese Situation für mich auch total neu ist. Meine bisherigen Beziehungen waren eigentlich keine. Bevor ich Mushu kennen lernte, waren Beziehungen, wenn es denn soweit kam, eher Mittel zum Zweck. Beziehungen bedeuteten Gratis-Sex ohne großes Anmachen-Abschleppen-Abhauen-Szenario, was auf die Dauer ein wenig ermüdend werden kann.
Und auch wenn ich die gescheiterten Beziehungen um mich herum betrachte, ist es doch meistens so, dass einer von beiden Ex-Partnern eine ekelhafte und erniedrigende Schlammschlacht anzettelt, unter der alle leiden. Verletzter Männerstolz ist so ziemlich das Unberechenbarste, was mir auf die Schnelle einfällt; und auch Weiber mit Liebeskummer können echt durchdrehen und mit ihren Aktionen nur noch alles schlimmer machen.

Mein Ex geht mit mir Pampahasen streichlen :)
Wenn ich an die Trennung meiner Eltern zurückdenke, in der anfänglich alles irgendwie vernünftig ablief und dann doch brutal den Bach runter ging, muss ich mir und Mushu heimlich lächelnd auf die Schulter klopfen. Es ist tatsächlich manchmal schon etwas beängstigend, wie vernünftig wir sind. Wie beste Freunde. Nur intensiver.

Nun, es gibt den hässlichen Poesie-Album-Spruch: "Wenn dir ein Mensch einmal wirklich wichtig war, wird er es auch immer sein". Tatsächlich finde ich, dass da eine ganze Menge Wahres dran ist.
Als wir entschlossen uns zu trennen, machten wir noch im selben Atemzug aus, dass wir einander nicht aus unseren Leben streichen wollen, und im Gegensatz zu vielen anderen, schaffen wir es durch Kommunikation und Vernunft das  genau so durchzuziehen. Ich finde, darauf können wir stolz sein. Auch wenn alle anderen damit nicht klar kommen.

Nun, ich werde an dieser Stelle schließen, denn weil 95 Prozent meiner Freunde und Familie um die 300 Kilometer weit weg leben, kommt mein Ex gleich rum und feiert mit mir in meinen Geburtstag hinein. Ich hatte das fast vergessen. Er nicht. "Kann ich dann bei dir schlafen", hat er mich vor ein paar Stunden am Telefon gefragt. Und als ich wissen wollte wieso, meinte er - als wäre es ganz selbstverständlich - "Ich kann bestimmt nicht mehr fahren, wenn wir in deinen B-Day reinfeiern. Und alleine sein willst du bestimmt auch nicht."

Stimmt genau. Gut, dass er mich so gut kennt.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Short Stories & Anthologies - Part I

Meet Misery

 Der Tag war hart. Ich bin total im Eimer und nehme meine Wohnung kaum wahr, als ich sie betrete, die Tür nur leicht beim schließen anschubse. Gedankenlos lasse ich den Schlüssel auf den Wohnzimmertisch fallen und greife im Vorbeigehen nach der geöffneten Weinflasche. Ich schenke mir etwas in das Glas vom letzten Abend und nehme einen tiefen Schluck. Noch mit dem Glas in der Hand, lasse ich mich auf die dunkelblaue Couch fallen, greife die Fernbedienung vom Tisch und verharre mit dem Daumen auf dem runden, grünen Knopf. Mein Blick haftet auf der schwarzen Mattscheibe der alten Röhre. Ich lehne mich zurück, die Fernbedienung noch immer in der Hand, der Finger auf dem Knopf, und schließe die Augen.

Als ich zu mir komme, habe ich den Geschmack von Eisen und Gummibärchen im Mund, noch bevor ich den süßlich, herben Geruch einatme und kaum Licht durch meine geschlossenen Lider scheint.
Ich öffne die Augen und blinzle verdutzt, als ich die fremde Umgebung um mich herum erblicke. Hatte ich die Haustür hinter mir richtig geschlossen?
Der Raum ist zwar nicht klein, doch durch die schwammige Atmosphäre, popelgrüne Tapeten, die nur von einer einzigen Stehlampe erhellt werden, dessen ehemals weißer Schirm mitlerweile schmierig beige ist, wirkt beengend. Ich erkenne in dem Halbdunkel eine klobige Kommode und ein ungefähr anderthalb Meter breites Bett mit Metallstreben. Die Matratze darauf verschwindet unter Wolldecken, einem kleinen Haufen Kleidungsstücken und lose herumliegender Bettwäsche.

In diesem Moment steigt Panik in mir auf und die skurrilsten Geschichten entwickeln sich in meinem Kopf. Wurde ich entführt? Verliere ich den Verstand? War das Leben, das ich bisher kannte, nur ein sich endlos ziehender Traum?
Ich kann mich nicht willendlich bewegen, tue es aber, denn ich nehme die seichte Bewegung wahr. Das ist der Augenblick, in dem ich mir sicher bin, den Verstand zu verlieren und einfach durchzudrehen. Ich will sprechen, schreien, heulen, doch kein Laut verlässt meine bewegungslosen Lippen. Mit all der mentalen Kraft, die ich aufbringen kann, versuche ich meinen Körper zu spüren, doch da ist nichts. Als wäre ich ein körperloser Geist, gefangen in einer Astralebene, stets den Blick in die wirkliche Welt gewandt. Aber ist sie das? Ist dieser trostlose, miefende Raum die wirkliche Welt?

In diesem Moment bewegt sich etwas auf dem Bett. Der ruhelose Geist in mir scheint sich aufzulösen und ich verliere komplett das Gefühl der Körperlichkeit. Wenige Augenblicke später fühlt es sich an, als wäre ich der Raum und würde von allen Seiten auf das herabblicken, was sich in mir abspielt.

Es ist ein Mädchen. Mager und hässlich. Ihre Haare sind spröde und fettig zugleich. Die Ringe unter ihren Augen könnte ich zählen, wäre ich nicht abgelenkt von ihrer wirklich lächerlichen Aufmachung. Sie wühlt sich aus dem Plunder, der auf dem Bett liegt, hebt die nackten, dünnen Beine auf den schmierigen Fußboden und gibt ein keuchendes Husten von sich. Sie trägt ein Kostüm. Ein Kostüm, wie karrieregeile Anwältinnen es in Bostoner Serien tragen. Doch ihr Kostüm ist schmutzig grau, hat überall Flecken, deren Herkunft ich gar nicht wissen will, und hängt knittrig an ihrem Körper, als würde sich beides gegenseitig abstoßen.

Wie in Trance beobachte ich, wie das Mädchen, ebenfalls wie in Trance, den Blick auf die Kommode wirft, auf der die Lampe steht. Im Lichtschein liegen allerhand Utensilien, die sowohl in ihr, als auch in mir eine Erregung hervorrufen. Sie erhebt sich wankend, beugt sich über die Kommode und gibt in kurzen Abständen seltsam saugende und röchelnde Geräusche von sich. Obwohl ich der Raum zu sein scheine, sehe ich mir das nicht an. Ich weiß, dass sie sich irgendetwas reinpfeifft und das ekelt mich an. Sie ekelt mich an.
Als ich die Augen vor diesem Schauspiel verschließe, beginnt mich eine imaginäre Hand zu ohrfeigen. Erst schlägt sie mich ins Gesicht, dann in den Nacken, auf den Hals und die Brust. Und obwohl ich in meinem scheinbar total durchgenallten Verfassungszustand in dem ich meine geistige Gesundheit an den Nagel gehängt habe, keinen Körper als solchen besitze, spüre ich die Schläge, ohne sie als schmerzlich wahrzunehmen.Als aus der imaginären Hand mehrere Hände werden, die mich überall schlagen, richtet sich das Mädchen schwankend auf und macht nahezu fallend einen Ausfallschritt. Mit einer halben Drehung um sich selbst steht sie vor einer weiteren Kommode, die im Halbdunkeln steht und streift sich das zu groß scheinende Jackett ihres Kostüms ab..

Sie stützt ihre Hände an den Seiten der Kommode ab, biegt dabei ihre dünnen, zerstochenen Ärmchen unnatürlich durch und ich frage mich, wie viel, beziehungsweise wie wenig Kraft man aufbringen müsste, um sie zu brechen. Ihr eingefallenes Gesicht ist gegen die Wand gerichtet. Ihre Augen sind geschlossen, doch ich kann sie unter den Liedern zittern sehen. Langsam richtet sie sich auf, drückt den Rücken zu einem Hohlkreuz durch und öffnet langsam die schwarzen, toten Augen und es ist, als würde sie mir direkt ins Gesicht sehen. Als ich diesen Gedanken zu Ende denke, kräuseln sich ihre trockenen, aufgeplatzten Lippen zu einem leichten, hämischen Grinsen.

Als würde sie mit den Schultern zucken wollen,  reckt die ausgestreckten Arme von sich und hebt sie leicht. Würde sie jetzt noch den Kopf in den Nacken legen, würde sie aussehen, wie eine im Geiste betende Irre. Doch sie wendet den Blick nicht von der Wand, in der ich körperlos Gefangen bin. Ich frage mich, was das ganze soll, und als hätte sie meine Gedanken gelesen, hebt sie die Arme noch etwas fordernder und mit den Unterseiten mir entgegen, meinem Blick.
Und dann begreife ich es: Sie will mir etwas zeigen. Als wüsste sie, dass ich da bin! Ein Funken Hoffnung keimt in mir auf, denn wenn sie weiß, dass ich da bin, bin ich vielleicht doch nicht ganz so verrückt, wie ich denke.

Kaum merklich nickt dieses hässliche und zerbrechliche Geschöpf mir, der Wand, entgegen und ich folge ihrem Wunsch und betrachte ihre Arme. Dunkle Flecken in den verschiedensten Farben, braun, grün und lila, sind in ihren Ellenbeugen zu sehen, doch ich weiß instinktiv, dass es das nicht ist, was sie mir zeigen will. Ich sehe genauer hin, betrachte ihre Haut und mein Blick wird intensiver.

Meine Körperlosigkeit wird mir einmal mehr bewusst, denn ich verliere mich in dem was ich sehe und es ist mir gänzlich unmöglich zu sagen, ob ich in der Wand, im Raum oder in der Atmosphäre schwebe.
Die Haut ihrer Arme gleicht nun altem Milchpapier und beginnt sich immer mehr aufzulösen. Vor meinem Blick legt sich das rosige Fleisch brach, die kümmerlichen Muskeln ziehen sich zurück und ein Netz aus Nerven und Adern zeigt sich mir. Als würde ich näher herantreten, wird dieser Ausblick intensiver, näher und ich sehe die gleichmäßigen Bewegungen ihrer Nerven und Venen. Ich kann das Rauschen ihres Blutes hören.
Und dann sehe ich es. Ihr Blut. Und es ist nicht rot uns fließend, wie ich es zuerst annehme. Nein, es ist zähflüssig und blassrosa. Und es ist nicht das einzige, was durch diese offenen Venen fließt. Ihr Blut besteht viel mehr aus einer weißgelben Paste, die sich zäh durch die engen Adern kämpft. Und augenblicklich schmecke ich all das, was durch ihren Körper fließt. Den Alkohol, das Kokain, das Heroin. Es schmeckt fürchterlich bitter und betäubt meinen nicht vorhandenen Körper.

Als sie meine Erkenntnis spürt, fasst sie sich an den Hals, als würde ihr die Luft abgeschnürt.Panik spiegelt sich in den weit aufgerissenen Augen wider und der Wunsch zu fliehen, schleicht wie ein Kribbeln ihren Rücken hinauf, bis sich ihre Nackenhärchen aufstellen und ihr ganzer Körper von einer Gänsehaut erfasst wird.
Doch als ich meine Aufmerksamkeit wieder ihrem Gesicht zuwende, bemerke ich, dass all das nicht stimmt. Denn ihre Züge sind ausdruckslos, höchstens spottend. Und ich spüre, dass es meine Empfindungen sind, die ich auf sie reflektieren wollte. Ich habe Panik. Ich will fliehen. Ich ersticke!
Ich will meinen Blick vor ihr verschließen, will dieser seltsamen Situation entfliehen und meinen Verstand zwingen wieder vernünftig zu arbeiten. Ich schüttele mein körperloses Selbst und will um mich schlagen.

Als ich zu mir komme, habe ich den Geschmack von Eisen und Gummibärchen im Mund, noch bevor ich den süßlich, herben Geruch einatme und kaum Licht durch meine geschlossenen Lider scheint.
Ich öffne die Augen und sehe in den Spiegel, der über der Kommode steht, an der ich meine dünnen Arme abstütze. Mein Spiegelbild sieht mir mit ausdruckslosen Augen entgegen und nickt langsam. Eine Bewegung die ich nicht spüre, denn mein Körper ist berauscht und betäubt. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag, der mich zurück in den Raum wirft.


Ich öffne die Augen und drücke den grünen Knopf der Fernbedienung und der Fernseher springt an. Während einer Verfolgungsjagd durch New Yorker Straßen läuft, stehe ich langsam auf und schließe meine Haustür richtig. Ich gehe ins Badezimmer und schaue in den Spiegel. Das Spiegelbild das sich mir zeigt, bin nicht ich. Denn ich bin in einem popelgrün tapezierten Raum, der kaum beleuchtet ist und warte darauf, dass ich mich selbst wiederfinde...

Mittwoch, 14. November 2012

Souls

Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich es zum Thema machen soll, aber vielleicht kennt ihr das ja auch? Es gibt Dinge, die man loswerden muss, bevor man weiter machen kann. Manchmal. Längst nicht alles davon gehört ins Internet... Ich versuche es dennoch...

Unsere Gesellschaft, die Medien, alles spricht das ganze Leben davon, einen Seelenverwandten zu finden, mit dem man den Rest seines Lebens verbringt. Und selbst Menschen, die diese These für Blödsinn halten - vor einigen Jahren gehörte ich noch an die Front dieser Fraktion - werden eines besseren belehrt, wenn sie ihn dann finden.

Ich habe meinen Seelenverwandten gefunden. Ganz unverhofft und ohne danach zu suchen, trat er vor einigen Jahren in mein Leben.
Ich glaube nicht, dass man sein Soulmate auf die herkömmliche Art lieben muss. Ich denke viel mehr, dass dieser Jemand auch ein Freund sein kann oder eine Freundin. Jemand, den man liebt, ohne mit ihm zu schlafen oder einen Wohnraum mit ihm zu teilen. Bei mir traf das nicht zu, denn ich habe beides getan.

Heiraten oder Kinder kamen für mich nie in Frage. Meine Freiheit war mir immer wichtiger. Die Idee, gehen zu können, wann immer und wohin ich auch will, hatte für mich generell oberste Priorität.
Doch mein Soulmate gab mir diese Freiheit, obwohl er mich gleichzeitig band. Und das ist es wohl, was ihn ausmacht, den Seelenverwandten: Bedingungslose Hingabe, auch wenn das bedeutet loszulassen.
Heirat und Kinder waren plötzlich Möglichkeiten. Aus Möglichkeiten wurden Pläne, auch wenn man nie Nägel mit Köpfen gemacht hat. Die Idee am Ende alt und runzlig den Menschen an seiner Seite zu haben, der einen vollkommen ergänzt, war eine Vorstellung, die eine wohlige Glückseligkeit in meiner Brust säte.
Und das ist sie immer noch.

Und dennoch ist das Band zwischen mir und meinem Seelenverwandten fast gerissen.

Als freiheitsliebender Mensch dachte ich, dass es einfacher sein würde, zurück ins eigene Leben zu finden. Zurück in mein Leben ohne Soulmate. Doch wie könnte ich, fehlt nun eben für immer ein Stück?
Das ist der Moment, in dem ich noch vor einigen Jahren gesagt hätte: "Könnte ich nur vergessen"
Heute bin ich froh es nicht zu können. Man schätzt erst wert, was man verloren, ist ein Spruch, der passen könnte. Doch das würde von mangelnder Wertschätzung unser Nächsten zeugen..

What the Hell will ich damit eigentlich sagen?

Es bedeutet, dass ich mir nicht hätte träumen lassen, dass es jemanden in meinem Leben geben könnte, bei dem die Freude, ihn in meinem Leben zu haben, die Trauer seines Verlusts übertrifft.
Im Moment, tut es noch unheimlich weh in seiner Nähe zu sein. Und dann ist es doch viel schmerzhafter ihn wieder gehen zu lassen, wenn das Bier leer, Die Kippe geraucht oder der Karton gepackt ist.
Und noch während ich mein Leben ohne Soulmate neu plane, denke ich ans gemeinsames alt und runzlig sein.

Das Band zwischen meinem Seelenverwandten und mir ist fast gerissen.

Aber eben nur fast...


To be continued... maybe..

Montag, 5. November 2012

Fifty Shades Of Gähn

Wie schon erwähnt: Ich lese wieder viel in letzter Zeit. Da traf es sich ganz gut, dass meine Lieblings-Azubine mir anbot, Shades of Grey mitzubringen.
Ich hatte so viel von dem Buch gehört, von den miesen Kritiken und den millionenstarken Fangemeinden, da musste ich zuschlagen. Außerdem geht es um Sex, um harten Sex - meine Neugier war also von vornherein geweckt.

Jah... total hard...
Ich las also den ersten Teil, Shades of Grey - Dunkles Verlangen, in einer Nach ratzekahl weg. Ja, ich habe es verschlungen! Aber nicht etwa, weil es sich um einen tollen Roman handelt, sondern - um es mit den meiner Meinung nach schnell ermüdenenden, angeblich humoristischen Worten der Autorin zu sagen - Meine innere Göttin gähnt vor sich hin und mein Unterbewusstsein schielt genervt über die Brille und fragt "Kommt da jetzt noch was?".

Nachdem ich das Buch durch hatte, zeigte sich mir die Tatsache, dass es sich um eine Trilogie handelt. Okay, dachte ich mir, vielleicht kommt da ja wirklich noch was? Ich las genauso schnell die Fortsetzung Gefährliche Liebe und letzte Nacht schließlich 50 Shades Freed - auf englisch, weil ich glücklicherweise nicht so blöd war und auch noch Geld für den literarischen Stuhlgang zu bezahlen. Bei Interesse findet ihr alle drei Bände locker flockig im Internet und ich rate euch: Nehmt die paar Stunden Augenkrebs in Kauf und lest das Ganze am Rechner, wenn es denn unbedingt sein muss. Für das gesparte Geld könnt ihr beispielsweise bei Orion oder der funfactory einkaufen, und wirklich guten Sex erleben...

Hier also mein Resumée: Die 50 Shades of Grey-Trilogie ist definitiv zu Recht als Hausfrauenporno bezeichnet worden. Zum einen ist die Schreibe der Autorin, E L James, schlechter als meine eigene mit 13 Jahren. Ständige Wortwiederholungen und ein wirklich geringer Wortschatz - wahrscheinlich baut das aufeinander auf - raubten mir schnell den letzten Nerv und sobald ich merkte, dass sie wieder eine ihrer beliebten Floskeln verwendet, übersprang ich schnell mal vier oder fünf Zeilen.
Tja, und der Sex... Ich will ja nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber lest es, und ihr werdet mir zustimmen, dass jeder normale Mensch mit einem intakten Sexualleben bis Seite 300 nichts erfährt, was er selbst nicht schon erlebt hat. Für offene Menschen mit einer gewissen sexuellen Neugier wird sich hier garnichts Neues zeigen - in keinem der drei Teile. Und ich muss sagen, das ist wohl das Entäuschendste von allem. Schlechte Schreibe, eine nervige Protagonistin und eine lauwarme Story - okay. Aber dann sollen sie es doch bitte wenigstens ordentlich miteinander treiben!

"Pornoqueen" E L James
Man kann die Liebe zu ihren Charakteren gut rauslesen, die E L James liebevoll aus Twilight kopiert hat - den soweit ich weiß, begann die Geschichte um Ana Steele und Christian Grey als Fanfiction zu Twilight.
Und die Protagonistin, Ana Steel,.. nun, was soll ich sagen? Sie nervt! Mit ihrem ständigen hin und her; will ich ihn oder will ich ihn nicht, find ich es geil, wenn er mir den Arsch versohlt oder nicht?... das ist wirklich ermüdend! Die Nebenrollen sind seicht und erzählen teilweise Geschichten, die sich dann wieder im Nichts verlieren. Christian Grey in all seinen Facetten, - eben der Namensgeber der Trilogie - ist das einzig Interessante an den Büchern. Dort wird ein attraktiver und sinnlicher Charakter dargestellt, der mich auch gerne mal in seinem Spielzimmer übers Knie legen darf. Und dann kommt diese Tussie und kastriert ihn.... wirklich enttäuschend.

Achtung! Spoiler! Der Verlauf der Geschichte bringt alles mit, was man jeden Abend bei Gute Zeiten, Schlechte Zeiten sehen kann - falls das noch läuft? 
Anzügliche Freunde und Chefs, die alle das Mauerblümchen vögeln wollen, ehemalige Subs (Submissive) von Grey, die durchdrehen und die neue Freundin bedrohen, Entführungen, Hochzeiten, Schwangerschaften und ein rosa stinkendes Plüsch-Happy End mit einer tollen neuen Villa und zwei gesunden Blagen... also abgedroschener und langweiliger geht es nun wirklich nicht. Und hinzu kommt, dass Ana Steele eine mädchenhafte kleine Pussy ist, die nichts aushält und sich deshalb der BDSM-Teil des Buches tatsächlich auf ein Minimum beschränkt.

Hinzufügen möchte ich außerdem, dass die Bücher ein unterschwelliges Statement vermitteln, das zwar durch die kundige Aussage eines Therapeuten im Buch widerlegt wird, dennoch immer wieder eine Rolle spielt.
Den Eindruck zu vermitteln, jemand würde auf harten Sex oder BDSM stehen, weil er eine schwere Kindheit hatte, geschlagen oder missbraucht wurde, finde ich überaus unpassend und lächerlich...

Für sowas muss man weder Dom noch Sub sein..
Fazit: 50 Shades of Grey ist eine leicht erotisch  anspielende Liebesgeschichte ohne tiefen Sinn. Der Sex ist nicht annähernd ausreichend, den Leser zur Masturbation zu bewegen oder seinen Partner in Schlafzimmer zu sperren... oder ans Andreaskreuz zu ketten - jeder wie er's mag. Die Romane haben den Charme eines Teenagers, der heimlich erotische Geschichten schreibt und diese beim Ausmisten fünf Jahre später, reumütig ansieht und in den Müll schmeißt. Ich empfehle außerdem die Bücher auf englisch zu lesen.

Oh, ein gutes Haar will ich dann doch an den Büchern lassen: Am Ende des dritten Buches gibt es dann doch noch ein paar interessante Texte: Greys Erinnerung an sein erstes Weihnachten mit der neuen Adoptivfamilie und die ersten beiden Begegnungen mit Ana Steel - das Interview und die Begegnung im Baumarkt - werden aus seiner Sicht dargestellt. Hätte E L James alle drei Bücher aus Sicht des Dom geschrieben, hätte ich 50 Shades of Grey mit Sicherheit nicht so sehr in der Luft zerrissen, wie ich es soeben mit diesem Blog getan habe,



Donnerstag, 1. November 2012

The Dark Tower: Jede Menge Wind

Jajaaa, ich weiß, lange nix gehört. Aber ich lese so viel in letzter Zeit und wenn ich einmal anfange fällt es schwer aufzuhören. Außerdem kann man ja nicht immer nur Output geben...

http://tinyurl.com/c2ehauo

Selten habe ich mich so auf ein Buch gefreut und war dennoch so wenig aufgeregt, wie bei "Wind" (Orig.: The wind through the keyhole) von Stephen King. Ich stand Band 4.5 aus dem Epos "Der dunkle Turm" mit gemischten Gefühlen gegenüber, weil ich wusste, dass ich nichts ausschlaggebendes mehr von Roland und seinem Ka-Tet erfahren würde. Die Reise zum Turm ging ja bereits so gut zu Ende, wie es nur möglich war.

Laut eigener Aussage schrieb King das Buch, weil er das Gefühl hatte, zwischen Band vier und fünf würde etwas fehlen. "Glas", in dem das Ka-Tet die Stadt Lud hinter sich lässt und mehr über Roland und seine Geschichte erfährt, endet, als der Revolvermann, Jake, Eddie, Susannah und Oy den gläsernen Palast hinter sich lassen. In "Wolfsmond" gelangt das Gefolge des Turms nach Calla Bryn Sturgis, wo ihre Dienste in Anspruch genommen werden.

Zwischen diesen Ereignissen spielt "Wind". Und ich muss sagen: Meine Erwartungen wurden erfüllt. Eben weil ich keine allzu Hohen hatte.

Roland, der letzte Revolvermann von Mittwelt, der ehemalige Junky Eddie aus dem New York der 1960er Jahre, die in Remission shizophrene, schwarze Susannah, die im Rollstuhl sitzt und aus dem New York der 50er stammt, sowie der zwölfjährige Jake aus New York im Jahre 1977, der bereits in zwei Welten gestorben ist, realisieren, dass ihr vierbeiniger Freund Oy, ein sehr intelligentes Tierchen mit lingualen Talenten, sich nur deshalb so merkwürdig verhält, weil er einen Stoßwind wittert.
Vor diesem wirklich üblen meteorologischen Ereignis verschandelt sich das Ka-Tet in einem Schuppen und harrt zwei Tage dort aus, um das Unwetter vorbei ziehen zu lassen.Währenddessen erzählt Roland eine Geschichte, die wiederum eine weitere Geschichte enthält. Roland beginnt zu erzählen und gemeinsam mit Rolands Gefährten beginne auch ich zu lauschen....

Wir erfahren, wie es nach dem Tod seiner Mutter mit Roland weiter geht. Nach den Strapazen in Mejis, schickt sein Vater ihn mit Jamie DeCurry nach Debaria, wo ein fürchterliches Monster bereits reichlich geschlachtet hat.
Währen das ungleiche Paar, Roland und Jamie, versuchen den seltsamen Fall aufzuklären, macht unser Protagonist Bekanntschaft mit einem Jungen, der nicht viel jünger ist als er, und der durch das Monster seinen Vater verloren hat. Weil die beiden einen längeren Zeitraum auf engste Raum zusammen sind und der Junge verängstigt ist, erzählt Roland ihm seine Lieblingsgeschichte...

Diese handelt wiederum von Young Tim, der seinen Mut und seine Liebe zur Familie unter Beweis stellen muss, um ein unglaubliches Abenteuer zu erleben.

Young Tim's Reise führt natürlich in einen dunklen Wald.
Nun, ich will ja nicht zu viel verraten für all jene, die "Wind" noch vor sich haben, deshalb kann ich auch nicht viel mehr davon erzählen. Alles liest sich ein wenig märchenhaft. Dieses Buch lebt meiner Meinung nach von phantastischen Erinnerungen und Fabeln, die bezaubernd, spannend und rührend sind. Inhaltlich ist es aber eher fade. Leider. Aber das liegt eben auch daran, dass die Reise zum Turm bereits beendet wurde.

Für Fans des Epos ist "Wind" auf jeden Fall ein Muss. Es lädt ein in nostalgische Erinnerungen einzutauchen, die von der Zeit zeugen, als man noch selbst auf dem Pfad des Balkens wanderte und der Turm das einzige Ziel vor Augen war. Wir treffen alte Bekannte und lernen neue, fabelhaft räudige Charaktere kennen.

Abschließend möchte ich noch ganz klugscheißerisch anmerken: Ich denke, wenn Roland die Informationen aus "Wind" auch in den darauf folgenden Bänden vor Augen gehabt hätte, hätte er einige Entscheidungen anders getroffen - besonders in Bezug auf Walter, vielleicht sogar wenn es darum geht, einige letzte Türen zu öffnen...

Nun, in jedem Falle wünsche ich euch viel Spaß beim lesen. Es lohnt sich nicht das Extrageld für eine gebundene Ausgabe zu zahlen; das Taschenbuch reicht locker aus. Aber ins Regal gehört "Wind" - ganz klar - zusammen mit den anderen sieben Teilen.

Freitag, 19. Oktober 2012

Die Hure Und Das Küchenmesser

Note: Contains strong language and mature content. - Nichts für schwache Nerven. Enthält nicht jugendfreie Sprache und Inhalte.

Nachdem ich jetzt groß und breit über das Für und Wider von Mann und Frau referiert habe, erzähle ich euch diesmal eine Geschichte, die zeigt, dass beide Geschlechter sich im Kampf um den Pokal des größten Arschlochs nicht viel nehmen.

Mein Dank gilt in diesem Fall dem jungen Mann, der bereit war mir seine Geschichte zu erzählen - obwohl er selbst, trotz seiner Opferrolle, nicht viel besser weg kommt, als die "weibliche Hauptrolle".

*Alle Namen wurden geändert!

Rod Parker* war schon immer ein gutaussehender Typ aus reichem Elternhaus. Er bekam also generell alles was er wollte, ob es die neuen Sneaker oder die Mädels waren die er wollte, spielte also kaum eine Rolle. Gleichzeitig war er das, was man ein überhebliches Arschloch nennen darf. Er hänselte die Dicken und machte sich beispielsweise über flachbrüstige Frauen lustig. Er handelte überzogen und arrogant und wusste kaum zu schätzen, wie gut er es eigentlich hatte. Frauen waren dabei "nur" Frauen und das zeigte er ihnen auch.

Als junger Twen zog er hinaus in die Welt um zu studieren. BWL sollte es sein. Das ist was für Intelligente, sagt er. Und weil Mama und Papa alles zahlen hatte er auch eine eigene Wohnung, nicht eines dieser Apartments in stinkigen Studentenwohnheimen. Dementsprechend sieht es auch in seinem Portemonnaie aus. Rod konnte nicht klagen. 

Eine Freundin will er nicht. Er steht nicht so auf Bindung. Aber er auf Macht. Und auf Sex - klar, wer tut das nicht. Aber Rod steht auf harten Sex. Sex, bei dem er der "Glücklichen" zeigen kann, dass sie "nur" eine Frau ist. Und weil das nicht jedes Mädchen mitmacht, fährt er ungefähr einmal in der Woche ins Rotlichtviertel der Stadt und kauft sich seine Befriedigungen.

Bei der ersten Hure sei noch alles neu und auch etwas komisch gewesen, sagt er, doch mit der Zeit bekam das Ganze eine gewissen Eigendynamik. Dazu muss man wissen, dass Prostituierte für gewisse Gefälligkeiten auch gewisse Preise verlangen. Das beläuft sich auf circa 50 bis 200 Euro pro Dienstleistung. Aber Rod hat es ja, wieso also knausern, könnte man sich fragen? Und was passiert eigentlich, wenn man eine Nutte prellt? 

Nun, das erzählt er am besten selbst...


Roxxane:
Du hattest die schon vorher Huren gekauft. Wie war es an diesem Abend?
Rod: Ich fuhr mit einem Wagen, in dem mich niemand wiedererkennen würde ins Viertel. Ich sah sie und sie sah mich. Sie stieg bei mir ein und wir fuhren in meine Wohnung.

Roxxane: Wieso in einem Wagen, in dem man dich nicht erkennt?
Rod: Ich hatte öfter nicht bezahlt.

Roxxane: Einer bestimmten oder mehreren? Und wie viel schuldetest du den Damen?
Rod: Mehreren. Ein paar Tausend vielleicht.

Roxxane: Aber dieses Mädchen hattest du noch nicht? Kanntest du ihren Namen?
Rod: Nein, ich sollte ihr einen Namen geben und nannte sie deshalb Kim. Sie war hübsch und erinnerte mich an Kim Kadashian.

Roxxane: Ihr seid zu dir nach Hause gefahren. Wie ging es dann weiter?
Rod: Wir tranken ein bisschen Vodka. Danach hatten wir Sex.

Roxxane: Und war es die gewöhnliche Nummer? Was hast du mit ihr angestellt?
Rod: Ich habe sie knien lassen und sie musste blasen und ich habe ihr an den Haaren gezogen, als ich es ihr von hinten gemacht habe. Und ich habe sie angepisst.


Roxxane: Hattet ihr das abgemacht? Beziehungsweise, was hattet ihr abgemacht?
Rod: Nein, nicht direkt. Wir hatten abgemacht, dass sie mich ficken darf. Mit einem Strapon. Nachdem ich sie gefickt habe. So wie ich will. Aber nachdem ich sie angewixxt hatte, hab ich ihr den Strapon hingeworfen und gesagt, dass sie das vergessen kann.


Roxxane: Magst du das, oder weshalb habt ihr das abgemacht?
Rod: Nein. Aber die Nutten mögen das scheinbar. Vielleicht bauen sie so Aggressionen ab. Ich hab ihnen das immer versprochen, damit ich sie zum Beispiel würgen darf und nichts extra bezahlen muss.

Roxxane: Und damit bist du jedes Mal durchgekommen? Versprechungen machen, die du nicht hältst?
Rod: Einmal nicht. Das war Eine, die hatte Handschellen mit. Während sie mir ihre Titten ins Gesicht gedrückt hat machte es auf einmal 'Klack'. Und dann hat sie es doch gemacht. Von da an hat sich dann einiges geändert.

Roxxane: Was hat sich geändert? Wie war es von da an mit den Huren?
Rod: Naja, sie sollten es nicht wollen, sondern geil aussehen. Wenn ich sie gefickt habe, habe ich ihr schon gezeigt wo es lang geht. Ich hab nicht aufgehört, wenn sie nicht mehr wollten. Der Sex war vorbei, wenn ich abgespritzt hatte. Ich habe sie nicht verstümmelt oder so oder zum bluten gebracht. Aber ich hab sie gewürgt, oder es anal mit ihr gemacht wenn sie nicht wollten. Ich habe meinen Drang befriedigt und ich stehe eben auf Macht.

Roxxane: Wie war es an jenem Abend? Nachdem du dir mehr genommen hattest als vereinbart und dein Versprechen nicht gehalten hast. War sie sauer?
Rod: Ja.Sie war sehr sauer. Aber dann hat sich ihre Stimmung geändert.

Roxxane: Inwiefern?
Rod: Sie war auf einmal nicht mehr sauer. Im Gegenteil; als wäre sie verliebt. Hat sich zu mir ins Bett gelegt. Wir waren beide nackt. Ich hab den Fernseher angemacht und sie hat mir gesagt, was ich für ein Kerl sei. Hat mir geschmeichelt und war richtig unterwürfig.Das hat mir gefallen. Also wären wir ein Paar. Weißt...ich lag auf dem Bett und hab fern geguckt und ihr Kopf lag auf meinem Bauch. Sie hat mir einen geblasen und mit ihren Fingern an mir rumgespielt. Dann bin ich eingeschlafen.

Roxxane: Wieso bist du wieder aufgewacht?
Rod: Wegen der Schmerzen.

Roxxane: Was war passiert?
Rod: Es war alles verschwommen. Ich habe nicht gecheckt was los war. Auf einmal schmiert sie mir eine und steckt mir irgendetwas in den Mund. Ich schmeckte Blut und spuckte es aus.Ich glaube, sie hat etwas auf russisch gesagt. Dann habe ich keine Ahnung mehr. Ich bin dann im Krankenhaus wieder zu mir gekommen.

Roxxane: Was ging dir da durch den Kopf?
Rod: Dachte erst sie hat mir ein Messer reingesteckt.

Roxxane: Aber sie hat dir deinen penis abgeschnitten und in den Mund gesteckt. Und du hast ihn ausgespuckt?
Rod: Ich wusste ja nicht, was das ist! Und sie hat ihn im Klo runtergespült.

Roxxane: Die Nutte hat dich erst entmannt und dann dein bestes Stück im Klo runtergespühlt?
Rod: Ja. Sie hat mir einen Zettel geschrieben. Die Schlampe hat ihn ins Klo geschmissen, draufgepinkelt und dann gespült. Kannst du dir das vorstellen? Was ist das für eine Frau?

*räusper*

Roxxane: Und was sagt die Polizei?
Rod: Keine Chance. Die kann schon wieder in Russland sein.Gefunden haben sie sie nicht.

Roxxane: Und die Tatwaffe?
Rod: Ein Keramikmesser aus meiner Küche.

Roxxane: Wie geht es dir heute, ein Jahr danach. Machst du eine Therapie?
Rod: Nein. Nur kurz, aber das war eine Frau. Das hat mir nichts gebracht. Und ich wollte dann nicht mehr.

Der gute Rod Parker muss nun also ohne Geschlechtsorgane weiterleben. Chirurgischer Ersatz ist nicht einfach so zu gewährleisten. Das Freudenmädchen hat ihm nichts übrig gelassen, mit dem er weiterhin seine Gelüste befriedigen kann. 

Nun, auch wenn er eher fragwürdigen Charakters ist und es natürlich nicht die feine englische Art ist Frauen so zu behandeln, wie er es gerne tat, wünscht man keinem Menschen ein solches Erlebnis. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Dame gefasst wird liegt, wie er schon sagte, bei Null. Selbst wenn Kim sich noch im besagten Rotlichtviertel aufhält, ist davon auszugehen, dass sie niemand verpfeift. Rod selbst vermutet hinter dem Gewaltakt Vergeltung für die fehlende Bezahlung der anderen Huren. Vielleicht war sie aber auch einfach nur irre. Ich wage nicht darüber zu urteilen.

Wie ihr also seht, können sowohl Männer als auch Frauen wirklich mies sein. Was lehrt uns das? Nun, vielleicht, dass man sich an Abmachungen halten sollte. Vielleicht, dass man einander mit Respekt behandeln sollte. 


Vorhandene Informationen habe ich so von Rod und mehr oder weniger glaubhaften Dritten erhalten und ich gehe davon aus, dass sich all das auch so zugetragen hat. Für Falschinformationen oder Reaktionen von Lesern übernehme ich keine Haftung.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Hardcore Pussys: Wollen, Würden Und Die Wahrheit

Ich bin ja bekennender Oliver Flesch-Liebhaber (http://oliver-flesch.com) und habe kürzlich wieder mit Begeisterung einen seiner Blogs gelesen. Sehr empfehlenswert. Ich will nichts vorgreifen. Wer Interesse hat, soll da fein selbst lesen. Aber ich halte es nur für fair anzumerken, dass sein Blog der Grund ist, wie ich auf das Thema komme...

Es ging beim Oliver nämlich um fälschliche Missbrauchsvorwürfe und darum was Frauen damit den unrechtmäßig Beschuldigten antun. Missbrauch ist ein ernstes Thema, unrechtmäßige Beschuldigungen auch. Ich will auf keines von beiden eingehen...

Nein, mir geht es heute um einen bestimmten Schlag Frauen. Spätestens seitdem ich groß und breit über Emanzen - echte, unechte und jene, die dazwischen liegen - gebloggt habe (siehe "Frauen Sind Die besseren Männer), wissen wir, dass (pseudo)-selbstbewusste Frauen viel wert auf ihre Stärke legen. Und was ist mit den Frauen, die Stärke nie beweisen mussten? Richtig, sie machen Elefanten aus Mücken, und spinnen einem das blaue vom Himmel.

Klar, Menschen, die glauben sich interessanter machen müssen als sie sind, müssen nicht unbedingt Frauen sein. Aber es geht mir um eine gewisse Masche, die ich mehr als unappetitlich finde - und die ist eben typisch Frau. Ich meine die Rasse "Ich wurde vergewaltigt, bin drüber weg und hab's trotzdem nötig".

Kennt ihr die? Nicht? Gut, ich finde eh, die gehören weggesperrt.

"Ich bin total stark, will aber trotzdem mit dir ins Bett"
Sie sitzen in der Kneipe und schmeißen sich an den Nächstbesten ran. Und nach dem zweiten Prossecco fangen sie an ihren Leidensweg zu schildern. Namen werden dabei nicht genannt. Es könnte ja jemand wissen, von wem die Rede ist und dementieren...
Nach der schrecklichen Gewalttat mussten sie keine Therapie machen. Sie wurden auch körperlich nicht verletzt, weil sie so tapfer alles über sich haben ergehen lassen. Sie haben das ganz allein überstanden und wollen auch gar kein Mitleid. Stattdessen wollen sie den Typen dem sie die Geschichte gerade erzählen. Traumata? Nicht doch, schließlich haben sie es überstanden. Weil sie so stark sind. Und weil sie so tough sind, möchten sie jetzt mit besagtem Typen nach Hause gehen und es treiben wie die Tiere... das ist ja so authentisch...

"... but I still wanna party hard"

Das selbe in grün sind jene Damen, die während der Party vom Damenklo kommen, mit Tränen im Gesicht und bebender Stimme und dann davon berichten, sie hätten soeben eine Fehlgeburt gehabt. Grund genug ihr jede Menge Aufmerksamkeit zu schenken. Für sie aber kaum Grund genug mit der Party aufzuhören. Und überhaupt, wieso hat sie denn 3,8 im Kessel, wenn sie doch schwanger war.. ist... wie auch immer..

Und das ist es was mich so ankotzt: Manche Frauen scheinen zu glauben, ein Drama im Lebenslauf, das sie als aus eigener Kraft überstanden darstellen, birgt einen gewissen Grad an Coolness. Als würden Schicksalsschläge ihr Leben lebenswerter machen...

Ich will damit nicht sagen, das Frauen, die solche Geschichten erzählen, einem grundsätzlich das Blaue vom Himmel lügen. Auf gar keinen Fall! Und ich will auch nicht die Stärke jener mindern, die es genau so geschafft haben. Ich verurteile jene, die zu viel Hollywood-Dramen gesehen und die Realität zwischen sich selbst und Nikita nicht mehr erkennen können - toller Film, nur mal so am Rande.

Das ist einfach unfair jenen gegenüber, die es wirklich nicht leicht hatten, die wirklich Stärke beweisen mussten und damit nicht hausieren gehen...
Denn jene genießen meinen größten Respekt. Jenen gönne ich alles Glück der Welt und alles Gute für die Zukunft.

Und alle anderen:  Haltet euch an die Wahrheit, auch wenn das bedeutet, dass sie bisher nicht besonders aufregend war...



Mittwoch, 17. Oktober 2012

Memme, Muschi Oder Mann?

Kennt ihr Männer? Ja? Na, das glaub ich nicht so einfach.
Erzählt mir ruhig einen vom Pferd, aber seid ihr euch da wirklich sicher? Ich meine: immerhin rede ich von Männern.

Ganz offensichtlich hat sich nämlich das gesellschaftliche Mannsbild ziemlich verquer verändert - also zumindest sehe ich das so. Ich könnte jetzt fragen: Was ist aus dem guten alten Macho geworden? Aber so leicht wollen wir es uns doch nicht machen, oder?

Yummi... :)
Abgesehen von der Tatsache, dass bei mir in der Raffinerie nicht über Geschmack gestritten wird, sind Männer doch hübsch anzusehen.
Erwischt man einen von den ordentlichen, ist Zeit mit ihm verbringen wie eine aufregende Partie Schach - für alle die kein Schach können... fangt an es zu lernen! 
Längst nicht alle, doch viele von ihnen schmecken außergewöhnlich gut und die besten unter ihnen riechen nach Plätzchen - also für mich zumindest.
Männer sind unkompliziert. Männer sind stark. Männer sind einfach Männer.

Zumindest war das mal so.

Nun ist es ja nicht so, dass ich besonders viele Sommer hinter mir hätte, wie man so schön sagt. Aber es waren genug Sommer und genug Männer um einschätzen zu können, dass wir Frauen einen ganz gefährlichen Fehler gemacht haben. Schließlich sagt man(n) Frauen nicht umsonst nach, sie würden am meisten an ihren Männern lieben, dass sie an ihnen rummäckeln und -zupfen können, ihn verändern, bis er ist, wie sie ihn haben wollen. Und dann? Ha, dann passiert das, was mir die Galle in den Rachen treibt...

Hatte der Mann das Glück einen ordentlichen Vater im Elternhaus zu haben, dann wächst er zu einem Typen heran, wie man ihn sich vorstellt, so wie ich ihn beschrieben habe (subjektive Abweichungen möglich). Wenn nicht, wird er das, was Frauen heute aus ihren Männern und Söhnen machen:

Verwöhnte, metrosexuelle Memmen ohne Eier!

Ob Mutti oder Muschi, beide Arten von Frauen heutzutage wünschen sich Männer die... einfühlsam sind... die über Gefühle reden oder auch mal weinen.. zumindest gellt es so aus allen Ecken.

Wenn Männer zu Muschis werde... mach ich mich sofort vom Acker
Halllooohooo! Wir reden von Männern und nicht von Frauen! Wenn Frauen wollen, dass ihre Stecher sich wie Weiber verhalten, wieso treten sie dann nicht in den Scherenschwestern-Verein ein? Und abgesehen davon ist das sowieso total paradox. Denn wenn die Damen auf der Straße dumm angemacht werden, dann wollen sie doch auch, dass ihr Begleiter die Initiative ergreift und sie beschützt, und nicht, das er heulend zu seiner Mutti rennt oder an Fräulein Emanze ihrem Rockzipfel zerrt. Und die meisten Frauen wollen auch, dass er das Garagentor repariert oder die Reifen wechselt.

Aber meine Generation Männer reicht oftmals kaum noch zum Held der auszog um die Arachniden zu töten... Dankt der Göttin, dass die Ausnahme nicht ihre Regel hat - das wäre ja noch schöner... Ich persönlich versuche mir ja die Crême de la Crême auszusuchen, aber oftmals reicht selbst die nicht zu mehr, als Spaß zwischen Haustür und Schlafzimmer für die nächsten 2 bis 16 Stunden...

Also nennt mich altmodisch oder zurückgeblieben, aber ich kann gut darauf verzichten, dass mein Mann bei Dirty Dancing heult, länger im Badezimmer braucht als ich oder rosa Hemden trägt. Ich hätte gern, dass Mütter ihre Söhne zu Männer heranziehen und nicht zu Frauenverstehern. Wir sind nunmal verschieden. Und wenn ihr mich fragt, ist das auch gut so.

Achja und um nochmal auf das Paradoxum zurück zu kommen: Die richtigen Frauenversteher in meinem Bekanntenkreis, die mit dem Herzen am rechten Fleck, sind meistens auch die, die sich über ihr lieb- und sexloses Leben beschweren. Denn echte Frauen wollen Männer und keine Memmen!





Sonntag, 14. Oktober 2012

Love Is A Bitch

Was zeichnet eigentlich eine gute Beziehung aus?
Gemeinsame Interessen? Bedingungslose Hingabe? Ehrlichkeit und Vertrauen?
Und selbst wenn all diese Dinge zutreffen, ist das eine Garantie für eine ausgeglichene und glückliche Beziehung?

Aus persönlichen Gründen mache ich mir in den letzten Wochen und Monaten viele Gedanken darüber und komme letztendlich doch immer zu dem selben Punkt: Es gibt keine Garantie. Für gar nichts....

Bedenkt man Murphy's Law* kommen auf jede Beziehung irgendwann Probleme zu, die es zu bewältigen gilt. Naja, es gibt auch Beziehungen die eigentlich nur aus Problemen bestehen.
Und? Werden die Probleme gelöst und findet man einen Weg schwere Zeiten gemeinsam durchzustehen, bedeutet das einen Sieg? Nein.
Das einfache Lösen gemeinsamer Schwierigkeiten bedeutet keinerlei Triumph. Das man gemeinsam daran wächst vielleicht. Das man noch enger zusammenwächst.

Nein, nein, nein.. auch wenn es wirklich mehr als abgedroschen klingt: Was für das Haus der Mörtel, ist für die Beziehung die Liebe. Ihre Fähigkeit zu ertragen, zu wachsen, einzustecken und auszuteilen... Und so lange sie da ist, ist so gut wie alles möglich...

But love is a bitch. Das sieht man ja überall. Paare führen jahrzehntelang Ehen und plötzlich ist sie weg, die Liebe.


Und wo ist sie hin? Manchmal landet sie beim Nachbarn, manchmal beim anderen Geschlecht. Sie verrennt sich in Wunschträumen oder lässt sich martern von Ängsten.
Doch keine Sorge, glaubt man Walt Disney ist sie niemals wirklich weg. Wo also ist sie? Und wie findet man sie wieder, hat man sie erstmal verloren?

Manchmal wünsche ich mir, ich sei Sarah Jessica Parker. Ich stelle die Frage und 45 Minuten, ein One Night Stand meiner besten Freundin und eine Heirat später weiß ich die Antwort, schreibe sie auf, und der Rest der Welt darf dann von meiner Weisheit profitieren.


Tja, der letzte One Night Stand meiner besten Freundin ist schon eine ganze weile her, und ich bin ganz glücklich darüber, dass in meinem Bekanntenkreis gerade niemand heiratet, also wird's auch wohl nichts mit der Weisheit.
Dann müssen wir wohl unsere Sachen packen und sie selbst suchen, die Liebe. Landkarte und Kompass sind dabei keine Hilfe. Ratschläge von Menschen am Wegrand auch nicht. Die Reise muss man alleine machen. Im besten Falle zu zweit. Aber eine Garantie sie wieder zu finden gibt es nicht. Und vielleicht bleibt sie deshalb verloren...




*: Murphy'S Law: http://de.wikipedia.org/wiki/Murphys_Gesetz

Montag, 1. Oktober 2012

Nur ein Symptom

Habt ihr von dieser Messerstecherei in dem Jobcenter gehört?

Ich nicht. Ich hatte jetzt zwei Wochen Urlaub - deshalb auch kaum ein Lebenzeichen von mir. Dabei versuche ich stets nicht ganz so viel an Nachrichten mitzubekommen. Das regt mich nur auf, und der Sinn von Urlaub ist ja eher sich zu entspannen.

Jobcenterangriff am 26.9. in Neuss. Foto: dpa
Aber letzte Nacht hab ich Pseudo-News auf RTLII gesehen. Das darf man fast nicht sagen, ohne sich zu blamieren, aber danach lief... ja, was lief nochmal? Ich wollte den Film im Anschluss sehen und folgte also dem Geschnatter des "Nachrichten"-Sprechers: In Nuess ist ein Typ mit zwei Messern ins Jobcenter gekommen, wollte eigentlich jemand anderes sprechen und stach stattdessen eine Beamtin ab. Dabei ging es angeblich um Datenmissbrauch. Ist aber auch vollkommen egal.
Im Mai 2011 ging eine Frau mit einem Messer auf einen Beamten des Jobcenters Frankfurt/Main los und wurde schließlich von der Polizei erschossen. Warum die Frau das tat? Keine Ahnung, zumindest geben meine Quellen diese Info nicht her.
Im Juli 2011 das Selbe in Köln: Ein Mann packte eine Jobcenter-Beamtin am Schopf, schlug sie mit Selbigem auf den Tisch und warf einen Monitor nach ihr.
Auch in Wuppertal rastete ein Mann aus.
Keine Seltenheit also. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter staatlicher Einrichtungen wie besagter Jobcenter werden natürlich dementsprechend geschult. Und es gibt Sicherheitsknöpfe auf Tastaturen oder unter Schreibtischen. Und ist so ein Knöpfchen erstmal gedrückt,...

Gewalt ist nie gut, egal ob sie gerechtfertigt ist oder nicht. Aber wir sind alle nur Menschen. Und bevor Menschen ein iPhone5 oder einen HDMI-LCD-Megaplasma-3D-Fernseher haben wollen, möchten sie gesund sein, essen, schlafen und arbeiten.

Natürlich ist es nicht gut in so einem beamtenüberschwemmten Sammelbecken für Inkompetenz - auch Jobcenter genannt - auszuflippen, handgreiflich zu werden oder gar lebensbedrohliche Maßnahmen zu ergreifen. Nein, nicht gut. Aber dennoch nicht ganz unverständlich, wenn ihr mich fragt.

Von der Stütze zu leben ist scheiße. Das darf man ganz klar mal so auf den Punkt bringen. Ich war selbst schon in der Situation und musste für die Leistungen, die der Staat mit erbrachte, jeden meiner Atemzüge schwarz auf weiß belegen können. Das ist ok. Es nervt, aber es ist ok, wenn man bedenkt, wie viele Leute die Unflexibilität der Behörden ausnutzen, um zu kassieren und dabei die Füße hochzulegen.

Was also, habe ich zu jammern? Ich? Nichts.

Aber jene Menschen, die unter der Willkür und den Komplexen machtgeiler "Autoritäten" leiden müssen, die haben einiges zu jammern - und zwar mit gutem Recht.

Nur mal so als Beispiel: Harald hat hat seinen Job an der Tankstelle gekündigt. Er hat dort ein Jahr gearbeitet. Vor der Tanke, war er in der Spielhalle. Davor bei der Zeitarbeitsfirma. Nichts davon hat er länger als ein Jahr gemacht, aber er hat immerhin gearbeitet, sich selbstständig einen neuen Job gesucht und weiter gemacht. Jetzt findet Harald so schnell keinen neuen Job und beantragt deshalb Arbeitslosengeld I.
Weil Harald zwar jahrelang durchweg gearbeitet hat, aber stets unter verschiedenen Arbeitgebern, muss er jede Menge Belege zusammenkramen. Das dauert, aber er bleibt standhaft und beißt sich in seinem Recht fest. Das interessiert Fräulein Howe im Büro 204 aber nicht. Frau Howe lackiert sich lieber die Fingernägel, schickt Herrn Harald von A bis Z und wieder zurück, um Belege vorzulegen, die sie selbst dann wieder verliert. Es vergeht ein ganzer Monat und es gibt noch immer kein Geld.
Harald bekommt Stresspusteln, denn seine Frau wird zur Furie und der Vermieter will die Wohnungsmiete. Also rennt Harald weiter durch die Gegend, sammelt sämtliche Belege ein zweites Mal ein und gibt sie persönlich ab, damit auch nichts verloren wird. Frau Howe muss das erstmal prüfen. Das dauert eine Woche. Dass Harald Hunger hat und nicht weiß, wovon er den Bus bezahlen soll, ist ihr egal. Nach einer Woche fällt Frau Howe auf, dass doch noch ein Papier fehlt. Sie vergisst es Harald telefonisch mitzuteilen, weil die Kollegin aus der Buchhaltung den Kaffee nicht findet.
Foto: fotolia
Haralds Frau, die selbst kaum etwas verdient, bezahlt mit Mühe und Not die Miete und sagt ihrem Mann, er müsse etwas Handfestes tun jetzt: Antrag auf Soforthilfe...Leben am Existenzminimum... irgendwie muss sich doch der Kühlschrank füllen lassen..
Frau Howe beim Amt schickt Harald zu einer anderen Stelle und verspricht, dort wird erstmal etwas von dem beantragten Geld vorgeschossen. Doch die Kasse zeigt Harald den Vogel und schickt ihn wieder weg. Der zweite Monat ist um, Magen und Reserven sind leer, Mahnungen flattern ins Haus, Schulden beginnen zu wachsen. Harald ist verzweifelt. Er versteht nicht, weshalb er sein Geld nicht bekommt. Wieder versucht er es bei Frau Howe, die ihn wieder wegschickt. Aber Harald hat Hunger. Und seine Frau daheim hat gesagt, wenn er ohne etwas Handfestes nach Hause kommt, rastet sie aus. Also rastet Harald aus. Er schreit Frau Howe an, er würde seine Rechte kennen. Frau Howe interessiert sich aber nicht für Haralds Rechte, sondern für ihren neuen Nagellack. Wütend springt Harald von seinem Stuhl auf, der daraufhin umfällt und packt Frau Howe am Arm, schüttelt sie etwas und schreit sie weiter an. Dann wird er überwältigt und in Handschellen abgeführt. Zwei Sicherheitsmänner haben ihn überwältigt und die arme Frau Howe getröstet. Harald darf den Nachmittag in einer zelle verbringen und wird angezeigt. Wegen Bedrohung und versuchter Körperverletzung. Außerdem hat er jetzt Hausverbot beim Amt. Von seinem Geld sieht er nicht einen Cent.

Klingt unglaublich, hat sich aber so zugetragen. Und das ist längst nicht die einzige Geschichte, die man mir erzählte. Ich kenne noch mehr davon, die an dieser Stelle leider den Rahmen sprengen würden. Ich möchte damit auch nur eines zeigen:

Gewalt ist scheiße. Ganz klar. Aber hungernde und verzweifelte Menschen sind zu allem bereit. Und wenn sie ihre verdiente Hilfe nicht bekommen, während unser Staat Milliarden in die finanzielle Unterstützung von Ländern steckt, die nicht für unsere Wirtschaft gearbeitet haben, ist es auch kein Wunder wenn sie ausflippen, handgreiflich oder gefährlich werden. Viele dieser Menschen haben Familien, die sie beschützen wollen. Viele dieser Menschen leben am absoluten Existenzminimum. Das rechtfertigt keinen Mord. Aber es hilft zu verstehen...

Natürlich kann man den Menschen verurteilen, der eine solche Tat begeht. Und Mörder müssen bestraft werden.
Doch damit behandeln wir lediglich das Symptom einer Krankheit, die System heißt, und von der wir schon lange wissen, dass sie sich durch unser Land frisst...


Dienstag, 18. September 2012

My Skin Tells A Tale

Verdammt noch mal, wir leben im 21ten Jahrhundert! Ihr geht einkaufen oder in den Park, sitzt im Bus oder schlendert durch die Straßen - und sie sind überall! Männer, Frauen, Jugendliche mit wunderschönen Geschichten auf ihrer Haut. Geschichten von Phönixen, die mit Kois schmusen, Helden, die sich aus dem Inneren ihres Trägers freikämpfen, wunderschöne Frauen oder biomechanische Gelenke, die zeigen, wie kalt es unter der Haut wirklich ist...

Eines meiner absoluten Lieblinge. Habe leider keine Quelle :(
Diese Kunstwerke - ja, ich sage bewusst Kunstwerke - sind nun wirklich keine Seltenheit mehr. Tattoos sollten mittlerweile nun wirklich gesellschaftsfähig sein, oder? Ha, denkste! Auf der Arbeit müssen wir sie verstecken, auf Familienfeiern lösen sie noch immer Diskussionen aus. Häufig werden diese geführt mit Leuten, die "schon lange überlegen, ob sie den Schritt wagen sollen", es dann aber doch besser finden, Tattoowierte mit lächerlichen Argumenten vollzusülzen. Mein absoluter Liebling: "Wenn du alt bist, sieht das total scheiße aus"
Note: Wenn ich alt bin, sieht meine Haut im allgemeinen scheiße aus. So ein bisschen Farbe ändert das zwar nicht, aber zumindest gibt es dann noch einen Grund sie anzusehen...

Und auch alles andere, was großzügig unter den Begriff "Body-Modding" fällt, ist doch längst im Hier und Jetzt angekommen. Piercings in Nasen, Zungen, Nippeln oder Schamlippen, ob zu sehen oder nicht - da schreit keiner mehr "Ihhh!" oder "Oohh!". Dennoch musste ich für die Arbeit den Ring in meiner Nase gegen einen Stecker tauschen - und auch nur, weil ich den schnell rausnehmen kann, wenn ich mit Chef oder Kunden zu tun habe.

Einmal dehenn, bitte!
Gedehnte oder gepunchte Ohre - längst nichts Besonderes mehr. Tunnel, Plugs in allen Formen und Farben, sogar als Fake, sind der klare Beweis dafür, dass die Auffassung von Schönheit und Estetik längst nichts mehr mit Barbie oder Dior zu tun haben. Und mit Jugend erst recht nicht!
Erst kürzlich stand ich bei Penny an der Kasse, wo eine Mutter - wahrscheinlich Anfang 40 -, mit ihrer vielleicht elfjährigen Tochter stand. Die Mutter betrachtete meine Ohren und erklärte ihrer Kleinen "Guck, so sieht das dann aus, wenn man mit der Dehnsichel fertig ist und einen Tunnel in das Loch setzt." Ich gestehe, es war schon etwas seltsam, hätte ich es doch eher anders rum erwartet. Die Tochter schien sogar etwas gelangweilt, vielleicht war ihr ihre Mutter auch peinlich. Auf jeden Fall wandte sie sich ab, während die Dame mittleren Alters mich interessiert ansprach, wie lang ich für die 18 Millimeter gebraucht hätte...

Ja, Body-Modding ist längst in sämtlichen Generationen angekommen. Die Kids sind es gewohnt, die Eltern wissen auch worum es geht und Rentner fragen undgeniert und interessiert. Mögen sie es? Nicht unbedingt. Aber tolerieren sie es? Meistens.

Grenzt an Köperverletzung...
Dennoch müssen wir Tats, Piercings und Plugs auf der Arbeit verstecken. Wo bleibt denn da die Logik?

Die aufdringliche Kassiererin bei Nessler darf ja auch mit ihrem grellen Nagellack shocken. Und wer kennt nicht die eine oder andere Servicekratf, die bei ihrem Make-Up ganz klar in den Pinsel gefallen ist? So manche Kleider-Kombi hat bei dem einen oder anderen schon Augenkrebs im Endstadium ausgelöst - und das ist dann ok?

Muss man denn wirklich "alternativ" sein, um Body-Modding zu tolerieren? Eure Meinung interessiert mich brennend!


Freitag, 14. September 2012

My Daddy Rides A Harley

Ich bin unter Bikern groß geworden. Bärtigen, Harley-fahrenden, tattoowierten Typen vom Sons of Devil MC Papenburg, die nach außen hin die Message bringen "Ich bin böse, ich bin stark, guck mich dumm an und ich töte dich".
Das ist natürlich Blödsinn.Natürlich gibt es solche. Die gibt es aber auch unter den "Normalsterblichen".
Die Biker, mit denen ich aufwachsen durfte, sind unter anderem die kinderliebsten Menschen, die mir je begegneten.

Die Sons feierten in diesem Jahr 30-Jähriges
Ich konnte gerade laufen, da haben meine Eltern mich bereits auf den Harleytreffen auf die Piste geschickt - und jeder war mein Freund, hat mit mir gespielt, mich auf Schultern rumgetragen.
Als ich... wann war das.. ungefähr um die 1998* herum, in Biesenthal bei Berlin auf dem Motorcycle Jamboree von Born To Be Wild war, hatte meine Mutter - ich vergebe dir Mum - mich glatte fünf Stunden mitten in der Menge auf einer Biergarten-Garnitur vergessen. "Warte hier, ich komm gleich wieder" hatte sie gesagt... Ich saß dort zwischen fremden Bikern aus ganz Europa und habe mich köstlich amüsiert! Ja, ich war ein braves Mädchen, hatte mich wie befohlen nicht vom Fleck bewegt und genau dort fand sie mich dann auch wieder - kerngesund und glücklich.

An dieser Stelle möchte ich nochmal betonen, dass meine Mutter eine ganz wundervolle Person ist und ich ihr diese Geschichte nur noch im Vollrausch gepaart mit Spaß vorhalte.

Ein Jahr später, als ich im Wald um das Jamboree-Gelände spielte und einen markerschütternden Schrei hörte - vermutlich von der anliegenden Bungejumping-Anlage -  nahmen mich die beiden Borns am Eingang zum Gelände toternst. Ich erzählte ihnen was ich gehört hatte, zehnjährig, heulend und total aufgewühlt... ein Kind eben. Und sie hörten mir zu und soweit ich mich erinnern kann, nahm man sich der Sache auch gleich an.

Jeder von uns weiß, was ein fetter Kater ist, und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das letzte was ich mir dann geben will, ist quietschendes Kinderlachen. Ich persönlich will mir dann garnichts geben, außer Kaffee, O-Saft und noch eine Mütze Schlaf, aber das tut gerade nichts zur Sache...

Daddy & Me; Jüterborg 2011
"Meine" Biker haben sich das immer angetan - zumindest die, die schon wach waren. Wie mein alter Herr mir erzählte, ist mein unbekümmertes Gequietsche und Gelächter während des Kaffeekochens und -servierens the morning after so gut angekommen, dass man sich immernoch von diesem Morgen erzählt und mich jederzeit gern wieder dabei hätte.

Mittlerweile bin ich 25 und sehe auf den selben Party die nächste Generation Kinder herumtollen. Und ich bin ganz aufrichtig froh darüber, dass ich mich nicht um sie kümmern muss, denn das geht weit über den Horizont meiner Geduld hinaus. Aber sie tun es. Nach wie vor. Meine Biker. Ein grandiose Familie auf die ich auch heute noch zählen kann.

Und ganz ehrlich? Nichts erfüllt mich mit mehr Stolz, als bei meinem Alten auf der neuen Limited Sporty mitzufahren, von der ich weiß, dass er sie mir einmal vermachen wird, und die gaffenden Schlipsträger kriegen den Mund nicht wieder zu. Ich hatte eine tolle Kindheit auf zwei Rädern und will nicht einen Kilometer missen müssen.



*Zeitangaben können abweichen